Geschichte und Entwicklung des Stadtteils „Wassertor“

In den Anfängen war unsere spätere Heimatstadt Burgsteinfurt mit tiefen Gräben und dahinter liegenden Erdwällen befestigt. Nach einem Streit mit Otto IV., Bischof von Münster, der 1336 in einer Schlacht bei Leer siegreich beendet wurde, erkannten die Burgsteinfurter, dass die vorhandenen Befestigungen der Stadt wohl bei einer erneuten Belagerung nicht ausreichend wären. So entschloß man sich Ende des 14. Jahrhunderts zum Bau einer Stadtmauer, von der man heute noch Reste in der Türkei sehen kann. Der Mauer vorgelagert gab es Gräben und Wälle.

Lithographie des Burgsteinfurter Künstler Esselbrügge um 1845

Ansicht der Stadt Burgsteinfurt von der Stelle des ehemaligen Krankenhauses aus gesehen, geht der Blick über die Aa und die große städtische Bleiche. Dahinter erkennen wir die alte Gräfte und das Wassertor. Wir sehen ferner von links: das Schloß, die Große Kirche, die kath. Kirche, die Kleine Kirche, das alte Rathaus und die Hohe Schule.

Natürlich mussten auch weiterhin Wege aus der Stadt hinaus- bzw in die Stadt hineinführen, dazu wurden Stadttore errichtet. Es gab zunächst vier: Kirchtor, Rottor, Steintor und das Wassertor.

Der Name „Wassertor“ bürgte auch damals schon für Qualität, hatte jedes Stadttor noch vor dem Wall ein zweites kleineres Tor, so hatte das Wassertor sogar insgesamt 3 Tore.

Über die außen liegenden Gräben führten Zugbrücken. Nachts wurden die Tore verschlossen und auch bewacht. Außerdem gab es einen Pförtner, der in einem Pförtnerhäuschen seine Wohnung hatte. Wie schon erwähnt, gehörten zur Stadtbefestigung Wälle und Gräben und daher hat der auch heute bekannte „Schüttenwall“ seinen Namen, durften doch hier ab 1669 Schützenfeste gefeiert werden.

Der geschichtliche Ursprung der Schützenvereine ist davon abzuleiten, daß die Bürger verpflichtet waren, während der Winterzeit das Eis in den Stadtgräben aufzuhacken.

Für jeden einzelnen Abschnitt waren Bürger verantwortlich, sie bildeten die sogenannte „Eise“. Neben Weiteren gab es auch das sogenannte „Wassersträßner-Eis“ Ausser den Aufgaben für die Gemeinschaft kam man einmal im Jahr zusammen, um auch das Feiern nicht zu vergessen.

Aus diesem Anlass gab es aus dem damaligen Grafenhaus für die „Schütten“ der einzelnen „Eise“ „1 Tonne Bier“ . Im 18. Jahrhundert begann man die Stadtbefestigung aufzugeben, die Außenwälle wurden in die Außengräben geworfen. Durch den Bau der neuen Landstraßen in die umliegenden Gemeinden fielen auch die Stadttore.

Das letzte Tor, das Rottor, fiel im Jahre 1855. Die Flächen vor der Stadt dienten nun den Bürgern als Acker und Weideland. Das vor dem „Wassertor gelegene Land bekam den Flurnamen „Windmühlenesch“. Im Bereich des heutigen Neubaugebietes war eine Windmühle vorhanden, die überwucherten Grundmauern dienten um das Jahr 1950 noch den Kindern des Wassertors als abenteuerlicher Spielplatz.

Erst langsam ergab sich eine Bebauung außerhalb der Stadtmauer, so erging es auch dem nordöstlichen Stadtteil, unserem „Wassertor“. Neben den Häusern an der Emsdettener Landstraße gab es erst um die Jahrhundertwende andere Straßenzüge mit kleinbürgerlichen Häusern, u.a. die Bagnostraße und die Wiedelstraße.


Besitzung Rottmann an der Emsdettener Straße um 1890

Schon 1861 wurde der Grundstein für ein kleines katholisches Krankenhaus gelegt, aber erst 1893 erfolgte der Bau des Hauses, welches den Burgsteinfurtern über 100 Jahre vertraut geworden war. Leider ist dieses Gebäude aufgrund strukturellen Wandlungen im Krankenhauswesen im Jahre 2000 abgerissen worden.